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Die Premiere: Meine erste Langdistanz

Verfasst von Johannes C. Mayer *
Ironman/Ultra, Triathlon
5ZielKids

Ironman Frankfurt Germany- European Championship 2016 

Da stand ich nun: 6:30 Uhr am Langener Waldsee. Voll mit Adrenalin bis unters Dach. Gerade waren die Profis gestartet. 

Den Entschluss, hier einmal zu starten, fasste ich schon im Juli 2014. Da war Sebi Kienle gerade Europameister geworden in Frankfurt. Ich beschloss mich für das Rennen im Juli 2015 anzumelden. 6 Wochen vorher hatte ich meine erste Mitteldistanz im Kraichgau geschafft. 

Und jetzt schon eine Ironman? Na ja, immerhin war die Mitteldistanz gut gelaufen. 

In meiner 17-jährigen Laufbahn als Marathonläufer haben mir viele meiner Freunde meinem ersten Marathon damals auch nicht zugetraut. Eigentlich bin ich ja Fußballer. Den Entschluss, einen Marathon zu laufen, fällte ich im Jahr 2000 Anfang Mai, gerade mal 3 Monate vor dem Berlin-Marathon. Noch nie bei einem Wettkampf gestartet und dann Berlin-Marathon? Ich liebe Herausforderungen! 

Das Gefühl, es geschafft zu haben, als ich damals über die Ziellinie gelaufen bin, werde ich nie vergessen. Diese Motivation trägt mich noch heute. 

Mit dem Eintritt in die LAV Asics Tübingen im Jahr 2007 stand der Laufkarriere nichts mehr im Wege. Die Ergebnisse wurden immer besser und es machte Spaß schnell zu laufen, vor allem mit Trainingspartnern wie Werner Bauknecht, als nur einer von vielen tollen LAV-Läufern. Gerold Knisel nahm mich immer wieder mit zu verschiedenen Wettkämpfen. Bei einem der ersten Wettkämpfe für die LAV startete ich in Calw bei den deutschen Halbmarathonmeisterschaften. Und mit am Start war Norman Stadler! Unglaublich, der Mann hatte gerade den Ironman in Hawaii gewonnen. Mehr geht nicht! Im Ziel hatte ich meine Bestzeit pulverisiert und war super happy über ein Autogramm von Norman. 

Zwei Wochen später schaffte ich meine PB im Halbmarathon in Sigmaringen: 1:16:02h und 2 Jahre später in Berlin bei meinem 10. Berlin-Marathon PB 2:46:02h. 

Und jetzt schon wieder ein Wettkampf mit so kurzer (zwangsweise) Vorbereitung, und dann noch eine Langdistanz? Viele haben mich belächelt und für verrückt erklärt: Das schafft der nie! 

6Sebi

Den Start Frankfurt 2015 musste ich dann leider absagen. Ich hatte schon länger Probleme mit Nasennebenhöhlen und Stirnhöhle. Mitte Mai 2015 beschloss ich trotz angeschlagener Gesundheit eine Trainings-Mitteldistanz machen. Das hat prima geklappt. Dachte ich. 

2 Tage später hat es mich komplett zerlegt. 2 Wochen danach lag ich auf dem OP-Tisch der Tübinger HNO-Uniklinik. Damit war das Projekt Ironman 2015 gestorben. 

So einfach wollte ich mich aber nicht geschlagen geben. 

Ich meldete mich wieder an. 2016 musste es einfach gelingen. 

Da die Nachsorge nach der Operation leider nicht so toll war, kam ich sportlich fast 10 Monate nicht mehr auf die Beine. Arbeiten konnte ich zwar, aber schon nach wenigen Schwimmeinheiten, meldeten sich die Neben- und Stirnhöhlen wieder. Das ging so weiter bis zum 1. Mai. 2016. Am 03. Mai 2016 endete die Abmeldefrist, bei der man noch 25% des Startgeldes zurückbekommen sollte. Was tun? 

Ich telefonierte an diesem Tag zufällig mit Volker Mayer. Ein Freund, Kollege und erfahrener Triathlet. Er macht mir Mut, mich nicht abzumelden, sondern es einfach versuchen. Was hatte ich schon zu verlieren? 

Beim Blick auf den Kalender bekam ein mulmiges Gefühl: noch 2 Monate bis Frankfurt und 10 Monate nichts gemacht? 

Egal, ich liebe Herausforderungen (s.o.) 😉 

Die 8 Wochen vergingen wie im Flug und es machte richtig Spaß zu trainieren. Sonntags meistens 30km laufen mit Kinderwagen, samstags Rad mit Volker und immer, wenn es passte, ins Freibad. 

Bei einem Schwimmtraining beobachtete mich zufällig Bernd Gugel mit einer Feuerwehr- Tauchausrüstung vom Grund des Schwimmbeckens. Er meinte dann anschließend nur, dass ich wohl ein richtiger Schaffer im Wasser sei. Und Schaffen kostet Energie, nicht nur im Wasser. 

Ein Schlüsselerlebnis im Schwimmen waren die 4 Trainingseinheiten mit Nico Moritz im Vorfeld des Tübinger Citytriathlons. Nico hat mir nur 2-3 kleine, aber entscheidende Tipps gegeben, die meine Technik enorm verbesserten und mich effektiver schwimmen ließen. Das war für mich eine kleine Revolution. Ich schwamm schneller, war aber deutlich weniger angestrengt. 

Unter der Woche ging ich meist mit Werner und Oli Ruckgaberle laufen. 

Wichtig Tipps für meine Langdistanz holte sich sogar meine Frau Laura bei Moni Hägele. 

So das zur Vorgeschichte. Zurück in die Gegenwart. 

Es war kurz vor 6:45 Uhr. Langener Waldsee. 

Und ich hatte wieder das Gefühl von damals: ICH SCHAFFE DAS. 

Und ab ging es ins Wasser. Schon nach 500 Meter war meine Schwimmbrille beschlagen und ich kam mir vor wie im Blindflug. Atmen nach rechts, die Bojen sind links. Die Ideallinie war leider nicht aufgezeichnet wie beim Marathon. Dank des kurzen Landganges bei km 1,5 konnte ich das Problem lösen. Und am Ende stand die Schwimmzeit 1:10h. Unglaublich, das war neuer persönlicher Rekord für mich. Und auf dem Rad rollte es gerade so weiter. Ich konnte richtig Druck machen. Vielleicht kommt ja bei Km 90 der Einbruch? Nein! Heartbreak-Hill: Endorphine und Adrenalin bis zum Anschlag! Jetzt cool bleiben, oder Körner sparen für den Marathon? Egal. Ich riskierte es. Ankunft in der Wechselzone, Radzeit 5:15h. Oh mein Gott! 

Nach einem deutlich schnelleren Wechsel, als nach dem Schwimmen, startete ich auf die Laufstrecke. Und zu meiner Überraschung waren die Beine gut. In der 3. Laufrunde entdeckte ich dann meine Frau Laura mit meinen Söhnen Jona und Luca: alle mit Rasseln und Schildern ausgerüstet. Nur meine Tochter Lena war zu Hause geblieben, da es vermutlich für sie zu stressig geworden wäre. 

Mit Unterstützung der Familie flog ich förmlich über die Laufstrecke. Zumindest kam es mir so vor. Kein Einbruch nach der halben Strecke und kein Mann mit dem Hammer. Nichts von all dem. Und dann der ganz ganz große Moment: Einbiegen in den Zielkanal! Pace im Zielkanal: 3:09/Km! Es war verrückt. Im Ziel dann Gänsehaut pur: der Moderator sagt: You are an IRONMAN! 

3Ziel1

Es war wirklich der geilste Tag des Jahres. 

Montags beim Award Banquet noch Sebi Kienle treffen. Autogramm holen. Kurzes Beglückwünschen und ein gemeinsames Foto mit dem 2-fachen Europa- und Weltmeister. 

Es hat sich gelohnt! 

Vielen Dank an alle die mich hierbei unterstützt haben: meine Familie, die Triathleten des Post-SV Tübingen und alle Freunde, die mit mir die Vorbereitung gemacht haben und die, die Daumen gedrückt haben. 

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